Wirtschaftskammer Steiermark, Präsident
Herr Präsident Herk, Sie leiten seit 1988 den familieneigenen Karosserie- und Lackierfachbetrieb Herk in zweiter Generation. Wie fühlt sich das an? Wollten Sie das immer schon machen oder hatten Sie berufliche Alternativen vor Augen?
Mein Vater hat das Unternehmen 1957 in Knittelfeld gegründet, heute beschäftigen wir 20 Mitarbeiter, davon vier Lehrlinge. Das ist ein schönes Gefühl, schließlich arbeiten vieler dieser Menschen schon ihr ganzes Berufsleben bei uns. Und mit meinem Sohn ist auch schon die nächste Generation im Unternehmen tätig, der wie ich – und auch mein Vater – die Meisterprüfung absolviert hat. Als Kind bin ich quasi in der Werkstatt groß geworden, darum stand für mich eigentlich auch von Anfang an fest, dass ich selbst einmal Unternehmer werden möchte. Denn es gibt im Berufsleben wohl nichts schöneres, als eigenverantwortlich sein eigener Chef zu sein, der sein Wissen an die nächste Generation weitergibt.
Wie ging dann Ihr Weg bis zum Präsidenten der Wirtschaftskammer Steiermark weiter? Eines Ihrer Steckenpferde in Ihrer Tätigkeit als Präsident ist ja die Weltmeisterschaft der Berufe, auch bekannt unter World Skills. Was ist das Besondere daran?
Unternehmerische Eigenverantwortung heißt für mich auch aktive Mitgestaltung der Rahmenbedingungen. Darum habe ich schon früh begonnen mich zu engagieren, sowohl in meiner Heimatgemeinde Knittelfeld als auch in der Wirtschaftskammer. Seit 1991 bin ich hier schon tätig, damals habe ich als Ausschussmitglied in meiner Landesinnung begonnen. Im Jahr 2000 wurde ich dann Obmann der Bezirksstelle, später Spartenobmann fürs Gewerbe und Handwerk. Eine Funktion, die ich auch auf Bundesebene ausüben durfte, bis ich im Februar 2011 zum Präsidenten der WKO Steiermark gewählt wurde. Einer meiner Schwerpunkte lag von Anfang an in der Ausbildung und Qualifizierung von jungen Menschen. Unsere Betriebe leisten hier tagtäglich hervorragendes, wie ich aus eigener Erfahrung weiß – und das wird auch international anerkannt. Ständig kommen Delegationen zu uns, die fragen: wie macht ihr das? Wie könnt ihr eine so niedrige Jugendarbeitslosigkeit haben und über so hervorragende Fachkräfte verfügen? Nun, eine der Hauptgründe dafür liegt im Erfolgsmodell Lehre. Doch gerade im eigenen Land hat die Lehre lange nicht das Image genossen, das ihr eigentlich zusteht. Öffentliche Wertschätzung aber ist wichtig, darum forcieren wir seit Jahren internationale Berufswettbewerbe, die World- und EuroSkills. Denn wer einmal diese Exzellenz und Leidenschaft selbst miterlebt hat, wird davon nicht mehr losgelassen. Und diese positiven Aushängeschilder brauchen wir, um die Jugend für eine zeitgemäße Berufsausbildung zu begeistern.
Sie sind ja auch seit kurzem Vizepräsident von SME United, dem europäischen KMU-Verband in Brüssel. Warum engagieren Sie sich auf EU-Ebene?
Zum einen, weil ich ein glühender Europäer bin, der zutiefst vom Mehrwert der europäischen Einheit überzeugt ist. Zum anderen, weil es gerade hier wichtig ist, die Stimme der heimischen Wirtschaft einzubringen. Viele der Rahmenbedingungen werden auf europäischer Ebene entschieden. SME United habe ich als starke Organisation kennengelernt, die sich speziell für die Klein- und Mittelbetriebe einsetzt. In meiner Funktion als Präsident der WKO Steiermark habe ich mein Ohr ständig an den Bedürfnissen unserer Unternehmen vor Ort. Diese Erfahrungen auch bei einem europäischen Sozialpartner einbringen zu können, sehe ich als große Chance.
Mit dem Enterprise Europe Network arbeiten Sie ja noch nicht so lange zusammen. Was hat Sie dennoch bewogen, unserem Ruf zum EEN Ambassador 2022 zu folgen?
Ich glaube das es wichtig ist, den Wissenstransfer von den europäischen Institutionen hin zu den Menschen vor Ort zu stärken. Das gilt nicht zuletzt auch für die Wirtschaft. Europa braucht Gesichter, Menschen, die dahinterstehen und diese Idee forcieren und ihren Mehrwert für unsere Gesellschaft hervorheben. Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind hier wichtige Opinion Leader, darum habe ich die Einladung zum EEN Ambassador auch gerne angenommen. Mit diesem Netzwerk gelingt es nämlich wesentliche Inhalte aus den europäischen Ebenen an heimische Unternehmen praxisnah zu vermitteln.